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08.11.2018 bis 11.01.2019

Lukasz Furs
7ELEVEN

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Fotos: Matthias Schwarze

Die Arbeit wartet. Es hört nie auf.

Rechner hochfahren, Einfahren, den Schacht hinab. Die Grubenlampe weist den Weg durchs Dunkel, der Bildschirm leuchtet auf. Stollen durchtreiben den Fels, URL für URL füllt sich der Cache. Das Nutzmineral liegt tief unten im Tertiär, im Internet geht nichts verloren, Schicht um Schicht wird freigelegt, der Abraum wächst, Berge von Erdreich, Kilos, Megas, Teras wachsen aus der Tiefe in die Höhe. Platz schaffen, Papierkorb leeren, Dateien ordnen, Furchen, Krater, Raster, Linien, von oben sieht das faszinierend aus, flächig und tief, so unwirklich, so schrecklich, so schön, wie Kunst. Schatzkarte, Abfallprodukt. Tiefer bohren, Tunnel graben, Zwerge suchen, Schicht um Schicht wächst das Gebilde, kostbare Adern mäandern wie Tentakel durchs Gestein, der Oktopus hat drei Herzen, und sein verästeltes Hirn erstreckt sich bis in die Spitzen seiner Extremitäten. Bildfragmente reiben sich, erzeugen tektonische Verschiebungen, die Datei wird schwer, behäbig, das Bohrgestänge rotiert, dreht frei, Synapsen bilden sich bis ins hohe Alter, Photoshop stürzt ab, Häuser, Tiere, ganze Dörfer fallen ins Loch. Die Meerestiefen sind noch kaum erforscht, der Krater wird mit Wasser gefüllt, Lebensraum für neue Pflanzen und Vögel, woher die nur immer kommen, Menschen können darin schwimmen und ertrinken und sich an den letzten Sommer erinnern, die wichtigsten Ereignisse des Jahres, man weiß ja gar nicht mehr, was man noch glauben soll, Print ist tot. Das Leben geht weiter, die Baggerschaufel fördert etwas Unerwartetes zutage, vermutlich wertvoll, die Wertschöpfung hat Zwangspause, Vorsicht, Weitergraben verboten, ach komm’, schmeiß’ weg, wieso, das geht doch noch, die Müllabfuhr, neue Haufen, neue Halden, neue Bilder, es liest ja keiner mehr.

Die Arbeit wartet. Es hört nie auf.

Annika von Taube



Als Inspiration für seine Werkserien dient Lukasz Furs „Found Footage“ – Bildmaterial aus Google oder anderen Suchmaschinen, das ihm ins Auge fällt und den Weg ins persönliche Archiv des Künstlers findet. Diesen digitalen Fundus nutzt er, um mit Photoshop seine oft bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Collagen zu entwickeln. Durch Abstraktion scheint ihr Inhalt nicht mehr erkennbar und symbolisiert so das Tempo, in dem die digitale Gesellschaft mit unvorstellbaren Mengen an Bildern konfrontiert wird. Die aktuelle Ausstellung des Künstlers imitiert die Ästhetik eines durchdesignten, stylischen Pop-Up-Stores: konsumentengerecht, fotogen, schnelllebig.

Lukasz Furs, geboren 1983 in Tuchola, Polen, studierte Malerei und Skulptur an der HFBK Hamburg bei Anselm Reyle und Gereon Krebber. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, zuletzt in einer von Johann König kuratierten Ausstellung im Funkhaus Berlin. Er lebt und arbeitet in Hamburg und Berlin.

Eröffnung: 07.11.2018 19:00 Uhr - Lukasz Furs ist anwesend.