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02.06. bis 15.07.2016

Christoph Wüstenhagen
Kalender

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Fotos: Matthias Schwarze

Der Ausstellungstitel weist auf den gebundenen zeitlichen Rahmen hin, in dem die Werke entstanden sind und durch den sie stark aneinander geknüpft wurden. Im Produktionsprozess gelangen Spuren eines entstehenden Werkes an ein anderes und beeinflussen dieses. Es kann auch sein, dass ein bearbeiteter Stoff Träger mehrerer Bilder ist, oder Abdrücke und Flecken indirekt auf Umherliegendes gelangen können und somit das nächste Bild prägen. Eine soeben entdeckte Technik oder Möglichkeit kann euphorisierend wirken und sogleich in Folge einen Ansatz sehr ähnlicher Bilder produzieren. So entstehen Gruppen von Arbeiten, die so nicht geplant waren und sich durch einen offenen Arbeitsprozess generieren.

Die enge zeitliche Verknüpfung macht die Arbeiten nicht nur zum Träger des gemeinsamen künstlerischen Ausdrucks, sondern auch zu Repräsentanten der Zeit. Zeit im Sinne von Lebensabschnitt, Phase der Entwicklung oder momentane mentale Verfassung. Aber auch von vergangener Zeit, von Erlebtem, Erlerntem oder Verlerntem. Eine Ausstellung und ihre zeitliche Markierung nimmt Einfluss auf den Charakter der Arbeiten, ja bestimmt diesen stark. In diesem Falle ist die Gelegenheit der Ausstellung eine Markierung, welche kenntlich macht und zusammenbringt, was fortwährend in der Produktion läuft. Durch diese Fixierung (der Ausstellung) werden die Arbeiten erst zusammen gezeigt und so in einen von der Zeit beeinflussten Zusammenhang gefasst.

Die Zeitlichkeit ist ebenso ein Verweis auf den aktuellen Umstand der Malerei. Ästhetische Muster aus der Malerei der Gegenwart werden aufgegriffen, genau wie Muster aus der Gebrauchsgrafik und aus dem Bereich Textil. Die Arbeiten stellen ersteres und letzteres in einen Zusammenhang.

Ein Kalender ist ein poetisches, aber auch gnadenloses Werkzeug zur Organisation menschlichen Daseins. Er organisiert das, was gemacht werden muss, verweist optimistisch in die Zukunft. Der Kalender speichert aber auch all das, was im Leben stattfand und färbt somit, was künstlerisch produziert wird. Der Kalender ist ein von außen vorgegebener universeller Rahmen, der Einfluss auf die künstlerische Praxis nimmt. Er behält es sich vor, die Arbeiten zu prägen, lässt sie sich innerhalb dieses Rahmens entfalten. Er wird so zu einem Metakonzept, zu einem Lebenskompromiss an den man sich gewöhnt hat, ohne welchen das eigene Denken unvorstellbar wird.


Titelmotiv der Ausstellung: "Trabant 601 de Luxe", Siegfried Wittenburg, 1987 (Detail, bearbeitet) - www.gruesse-aus-der-ddr.de / mit freundlicher Genehmigung des Fotografen.


Eröffnung: 01.06.2016 19:00 Uhr - Christoph Wüstenhagen ist anwesend.

Finissage: 15.07.2016 19:00 Uhr